Enes Seker sitzt am Schreibtisch
Donuts bestimmen sein Leben

Zuerst gab es nur die Leidenschaft für Donuts. Wissen, wie man ein Unternehmen aufbaut und führt: Fehlanzeige. Heute leitet Enes Seker einen internationalen Franchise-Konzern, der von Aachen aus den Geschmack seiner Kundinnen und Kunden in Europa und im Nahen Osten immer wieder aufs Neue trifft.

„Man hätte mir den Betrieb stilllegen können“ – Die Gründungsgeschichte von Royal Donuts

Enes Seker

Heute dürfen wir einen Blick hinter die Kulissen von Royal Donuts werfen – und mit Enes Seker einen Gründer kennenlernen, der seine Leidenschaft zum Geschäft gemacht hat und damit zum selbstredend „größten Donut-Hersteller Deutschlands“ geworden ist.

Aus der Leidenschaft für Donuts ist ein internationales Franchise-Unternehmen geworden. Dank der Leidenschaft des Gründers Enes Seker, der sich in alles, was Unternehmertum, Vertragswesen, Mitarbeiterführung, Baurecht und vieles, vieles mehr teils mit Internet-Recherche und teils einfach mit fragen, fragen, fragen eingearbeitet hat. Dass es geklappt hat, beweist nicht nur das Medien-Echo, das Royal Donuts als „größten deutschen Donuts-Hersteller“ preist.

„Donuts waren schon immer meine Lieblingssüßigkeiten.“ – Das sagt Enes Seker, der aus seiner Leidenschaft für den Kringel mit dem Loch Royal Donuts aufgebaut hat, ein Franchise-Unternehmen an heute mehr als 200 Standorten in 15 Ländern. Dass das alles nach Eröffnung des ersten Ladens auch gleich hätte schiefgehen können, ist ein Learning für Enes Seker, das er mit uns teilt. Ansonsten beweist uns diese Geschichte: Es sind nicht die Herkunft und der familiäre Hintergrund, sondern es ist die Persönlichkeit, die einen Gründer ausmacht.

Welche Rolle Glück und die Internet-Suche bei seiner Unternehmensgründung spielen, berichtet uns Enes Seker in dieser Geschichte. Man könnte sie auch so zusammenfassen: “Von einem, der aus Aachen, der Stadt der Printen, auszog, um die Welt mit Donuts zu erobern.”

Enes Seker steht vor einem Bild, dass das gemalte Logo von Royal Donuts zeigt

Was sich rückblickend als Erfolgsgeschichte liest und Enes Seker als einen Shootingstar unter den NRW-Unternehmern erscheinen lässt, ist bei genauem Hinschauen eine Abfolge von vielen Ups und Downs, von schweißnassen Händen und Glück im rechten Moment, von Willen, harter Arbeit und dem festen Glauben an sich selbst. Enes Seker entstammt einer türkischstämmigen Familie und lebt das Beste aus beiden Welten – und so verwundert es nicht, dass wir ihn zum Interview in Istanbul antreffen.

Die Familie ist wichtig und hat ihm überhaupt erst den Start ins Unternehmertum ermöglicht. Aber auch die Nähe zu seinen Kundinnen und Kunden und zu denen, die die Bekanntheit von Royals Donuts gestärkt haben, ist für Enes Seker mindestens genauso wichtig. So tüftelt er immer wieder an der noch besseren Lösung, an der perfekten Abstimmung auf den lokalen Geschmack. Denn, was dem deutschen Gaumen mundet, muss nicht zwingend in Dubai zum Verkaufsschlager werden – und umgekehrt.

„Mit Unternehmertum hatte ich nichts zu tun“

Ein Unternehmen wie Royal Donuts zu führen und über die Grenzen von Deutschland hinaus weiterzuentwickeln, bedeutet Reisen, Termine, Meetings mit den Franchise-Nehmern. #GründenNRW hat Glück und erreicht Enes Seker auf einer Fähre in Istanbul, als er 30 Minuten freie Zeit zwischen zwei Terminen hat. Wir lassen uns die Erfolgsgeschichte von null bis zum heute selbstredend „größten Donut-Hersteller Deutschlands“ erzählen.

„Ich mag Donuts. Schon immer. Mein Problem zu Schulzeiten: In meiner Heimatstadt Aachen gab es einfach keine. Deshalb bin ich oft, sehr oft, nach Köln gefahren. Beruflich habe ich mich nach der Schulzeit erstmal anders orientiert. Mit Unternehmertum hatte ich nichts zu tun. Ich habe ein Studium angefangen und in einem Telekommunikationsladen gearbeitet. Auch in meiner Familie gab es kein Wissen über Unternehmertum. Mein Vater hat als Hausmeister gearbeitet, meine Mutter als Reinigungskraft.“

8.000 Euro Startkapital – das war's

Wie sieht nun aber der Schritt raus aus dem Telekommunikationsgeschäft und rein in das eigene Donutsgeschäft aus? „Ich habe mir 8.000 Euro bei meiner Familie und Freunden geliehen. Das war’s. Ich hatte keine Ahnung, aber 100 Prozent Wille, es zu schaffen. Ich hatte keine Erfahrung mit Gründungsthemen, auch keine Branchenkenntnisse, Steuern, Recht, Finanzen – alles Themen, die ich mir erarbeiten musste. Ich habe alles mit 100 Prozent Intuition gemacht. Das Gute in Deutschland ist aber: Man kann alles recherchieren. Man hat Zugang zum Wissen und kann sich ein Netzwerk aufbauen mit Personen, die einem Fragen beantworten können. Viele Menschen haben mir ganz selbstlos geholfen.“

Ich hatte keine Ahnung, aber 100 Prozent Wille, es zu schaffen.
Royal Donuts-Gründer Enes Seker

Als Standort für seinen ersten Laden wählte Enes Seker – wie sollte es anders sein – Köln. Gegründet wurde die Royal Donuts Sugar GmbH 2020 dann jedoch in Enes Sekers Heimatstadt Aachen. Denn die Kaiserstadt ist durch viele junge Start-ups und internationales Business der „royalen“ Vision würdig, das Donut-Geschäft von NRW hinaus in die Welt zu tragen.

Aber zurück hinter die Ladentheke in Köln. Hier musste sich Enes Seker 2018 erst einmal einigen Herausforderungen stellen:

Die Bekanntheit des Ladens galt es über die reine Nachbarschaft hinaus zu steigern. Die Produktpalette musste kontinuierlich weiterentwickelt werden und – ach ja – um ein Haar hätte es auch alles schiefgehen können. Ups, was war passiert?

Warum man Royal Donuts den Betrieb hätte stillegen können

„Wir hatten bereits 10.000 Follower bei Instagram, als ich feststellen musste, dass unsere Marke nicht angemeldet und damit nicht geschützt war. Damit aber nicht genug Adrenalin: Eine Anwältin kam als Kundin in unser Geschäft. Im Gespräch lernte ich, dass ich für den Laden eine Raumnutzungsänderung hätte machen müssen. Man hätte mir den Betrieb stilllegen können. Aber es ist ja alles nochmal gut gegangen.“

Enes Seker steht am Billardtisch und stößt die weiße Kugel

Da sind wir neben seiner Machermentalität beim zweiten Keyword, wenn es um Enes Seker geht: Glück. Denn das war mehr als einmal in seiner Gründungsgeschichte im Spiel. „Richtig, Glück hatte ich mehrfach. Bei Verträgen war ich anfangs etwas nachlässig – oder eher unwissend. Aber auch das ist gut ausgegangen.“

Kunden zu Influencern gemacht: Marktforschung via Instagram

Als wir über die Herausforderung sprechen, nach der Gründung breitere Zielgruppen für das Donuts-Angebot zu gewinnen, hören wir zum ersten Mal einen anderen Unterton bei Enes Seker heraus, von dem auch andere Gründerinnen und Gründer in ihren Gründungsgeschichten sprechen: „Es kamen einfach zu wenig Personen in den Laden. Ich habe sogar an Aufgabe gedacht. Das Geschäft war nicht kostendeckend. Kann ich meine Familie übers Jahr ernähren?“ Aber Enes Seker wäre nicht Enes Seker, wenn er dafür nicht genau die richtige Intuition gehabt hätte: „Wir haben festgestellt, dass bei Instagram bestimmte Detailaufnahmen von Produkten gut ankamen. Mit dem Wissen haben wir konsequent noch mehr auf unsere Kundinnen und Kunden gehört, haben geschaut, was ankommt, was nicht. Wir haben die Menschen, die zu uns in den Laden kamen, zu Influencern gemacht und gesagt – ‚Du musst nichts bezahlen, nimm dir eine Box mit Donuts, einzige Aufgabe – berichte über uns, bewirb das Produkt.“

Dieser Plan ist aufgegangen. Rückblickend würde Enes Seker nur Kleinigkeiten anders machen. Er sagt aber: „Trotz meines festen Willens, der zu meinem Erfolg geführt hat, sage ich nicht, dass alle Gründungen so funktionieren. Man muss sich sehr genau fragen, was man wirklich gut kann. Was möglich ist und welche maximalen Möglichkeiten man hat. Ich weiß, ich bin ein guter Verkäufer, der nicht nur den Bedarf befriedigt, sondern Bedarf wecken kann.“

Wir wollen keine Expansion um jeden Preis. Wir wollen innovativ bleiben, und wir wollen uns immer wieder erneuern.
Royal Donuts-Gründer Enes Seker

Expansion? Nicht um jeden Preis

Dieser Bedarf ist von Land zu Land unterschiedlich. In seiner Heimat Deutschland schätzen die Kundinnen und Kunden Nuss, Schokolade, aber auch vegane Varianten. Im arabischen Raum, in Dubai, ist Opulenz wichtig, weiß Enes Seker. „Hier kommt alles mit viel Glanz und Glitter an.“ Mit einem Markteintritt in den USA liebäugelt der Gründer. Die dortige Konkurrenz großer Donut-Marken scheut er nicht. „Wenn man gut ist und die Leute das sehen, wird man in jedem Fall bestehen. Was mir vielmehr wichtig ist: Wir wollen keine Expansion um jeden Preis. Wir wollen innovativ bleiben, und wir wollen uns immer wieder erneuern.“

Das mag einer der Gründe sein, warum Enes Seker mindestens einen Laden nicht ins Franchise gibt, sondern selbst weiter betreibt – den ersten, den Kölner. „Man muss am Puls der Zeit bleiben und nah am Kunden sein. Hier merke ich, wie sich der Markt entwickelt.“