Aus persönlicher Erfahrung mit den Eltern, der Familie und Freunden hat Sabine Paschen-Schnarkowski erfahren, wie wichtig regelmäßige Hilfe im Alltag ist – für Senioren, aber auch bei Lebenskrisen und bei Krankheit. Für sie war das ein Grund, tatundrat zu gründen.
tatundrat – die Agentur fürs Selbermachenlassen
Sabine Paschen-Schnarkowski
Mit – im wahrsten Sinn des Wortes – „tatundrat“ stehen Sabine Paschen-Schnarkowski und ihr Team pflegebedürftigen Senioren, aber auch allen anderen Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen, zur Seite. Viele Menschen leben alleine und haben wenig Kontakt zu ihrem Umfeld. Diese Lücke schließt das Team von Sabine Paschen-Schnarkowski. Wie die Gründung ihrer Serviceagentur ablief, welche Herausforderungen Sabine Paschen-Schnarkowski gemeistert hat und was sie und ihr Team täglich motiviert, das verrät die Gründerin in dieser Geschichte.
„tatundrat ist eine Dienstleistungsagentur mit Sitz im nordrhein-westfälischen Gladbeck“: So beschreibt Gründerin Sabine Paschen-Schnarkowski ihr Unternehmen – und ergänzt, „wir sehen uns zwischen liebenden Angehörigen und Pflegediensten“.
Das möchte #GründenNRW besser verstehen und trifft die Gründerin zum Gespräch. „Ich habe die Agentur 2017 gegründet mit dem Ziel, Menschen, die Unterstützung im eigenen Zuhause benötigen, dies aber kurz- oder längerfristig nicht selbst leisten können, unter die Arme zu greifen.“ Zielgruppe von tatundrat sind somit nicht zwangsläufig Senioren, die länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben wollen, sondern auch z. B. die erkrankte alleinerziehende Mutter, deren Kinder betreut werden müssen oder die Schwangere, die Arzttermine hat und ebenfalls eine Betreuung für ihre Kinder benötigt. Als Services bietet ihnen tatundrat eine breite Palette an Hilfen im Alltag wie Hauswirtschaftsleistungen, Einkaufen und Kochen bis hin zu Begleitungen, aber auch Demenz-Betreuung. Geht es um körperliche Pflegeleistungen, stehen dem Unternehmen Kontakte zu Pflegediensten zur Verfügung, mit denen zusammengearbeitet wird. Außerdem kooperiert tatundrat mit selbstständigen Pflegeberaterinnen und -beratern.
Die Leistungen von Sabine Paschen-Schnarkowski und ihrem Team finanzieren sich aus der Pflegekasse. „Wissen Sie, viele Menschen hier in der Region im nördlichen Ruhrgebiet, in Gladbeck und dem Speckgürtel drumherum, sind auf die Leistungen der Pflegekasse angewiesen. Die Region gilt als strukturschwach“, ergänzt die Gründerin. „Wir freuen uns somit umso mehr, wenn die Menschen dankbar sind für unsere Unterstützung, die ihnen im Alltag hilft und oft auch verhindert, dass Senioren ihre häusliche Umgebung verlassen müssten.“
Das Team von tatundrat
tatundrat ist aktuell ein Team aus 42 Mitarbeitenden. „41 Frauen und ein Mann“, sagt Sabine Paschen-Schnarkowski. „Wir haben verschiedene Arbeitszeitmodelle, Vollzeit, Teilzeit, 75 % und auch Minijobs. Darunter sind auch Mütter und eine Rentnerin, die unsere Zielgruppen besonders gut verstehen. Wichtig ist, dass die Chemie zwischen Klient und unserem Personal stimmt.“ Dazu gibt die Gründerin direkt ein Beispiel zum Besten: „Ich habe in einem Vorgespräch mit einem Klienten erfahren, dass seine Wurzeln in Sachsen liegen. Und ich habe eine Mitarbeiterin, die den sächsischen Dialekt beherrscht. Darin habe ich ein Match gesehen. Und siehe da, es hat wirklich gepasst.“
Besonders stolz macht Sabine Paschen-Schnarkowski das Label „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, das ihr Unternehmen vor zwei Jahren verliehen bekam. Beim Marketing und zur Steigerung der Bekanntheit von tatundrat freut sie sich über Mund-zu-Mund-Propaganda und zufriedene Klientinnen und Klienten, aber auch den ein oder anderen Award. „Die Nominierung zum Gründerpreis NRW hat uns viel positive Presse gebracht und lokale Aufmerksamkeit.“
Der Weg zur Gründung
Wie aber kam es denn zur Gründung? Dazu beschreibt Sabine Paschen-Schnarkowski ihren beruflichen Hintergrund und eine persönliche Erfahrung mit ihren Eltern. „Ich verbinde in meinem Lebenslauf zwei Wörter – sozial und kaufmännisch. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen, dann lange Zeit im medizinischen Außendienst gearbeitet und bei einem medizinischen Verlag. Ich bin aber auch Heilpraktikerin und möchte Menschen direkt helfen.“ Die Idee zur Gründung ist aus eigenem Bedarf entstanden. „Ich war voll berufstätig und meine Eltern wurden pflegebedürftig. Das konnte ich nur schwer zusammenbringen. Nach dem Tod meiner Eltern ist bei mir dann mehr und mehr der Wunsch gereift, mit Ende 40, Anfang 50 noch einmal sinnstiftend durchzustarten.“
„Vernetzung ist wichtig. Ich würde mich noch früher noch mehr vernetzen. Denn ich kann mit unserem Team nicht alles selbst machen und auch nicht alles wissen.“
Den Schritt in die Selbstständigkeit hat sich Sabine Paschen-Schnarkowski nach eigener Aussage jedoch einfacher vorgestellt. „Ich musste erstmal Seniorenassistenz ganz klassisch lernen. Das Führen von Personal war manchmal ein „Try and Error“, weil ich ja nie Arbeitgeberin war und keine Kenntnisse in Personalführung hatte. Insbesondere schwierige Personalgespräche wollen gelernt sein.“ Rückblickend würde sie aber nichts anders machen. Nach einigem Nachdenken ergänzt Sabine Paschen-Schnarkowski: „Vernetzung ist wichtig. Ich würde mich noch früher noch mehr vernetzen. Denn ich kann mit unserem Team nicht alles selbst machen und auch nicht alles wissen.“
Die Zukunftsperspektiven
Und wie soll es mit tatundrat weitergehen? Dass man mit den vielen Klientinnen und Klienten, die von tatundrat betreut werden, ausgelastet sei und bereits Personen auf der Warteliste habe, hat Sabine Paschen-Schnarkowski im Gespräch bereits einfließen lassen. Auf diese Frage sagt sie nun: „Wir könnten locker weiter wachsen. Der Bedarf und die Nachfrage bei uns ist da. Wir stehen aber gerade vor einer Entscheidung: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass weiteres, schnelles Wachstum nicht gut ist. Denn wir müssen auch Zeit in neue Mitarbeitende investieren, Routinen aufbauen und die Leute erstmal ankommen lassen.“ Aus diesem Grund soll es erst einmal mit angezogener Handbremse weitergehen. Parallel arbeitet die Gründerin neue Geschäftsideen aus, z. B. ein Gruppenangebot als Weg aus der Einsamkeit heraus, womit viele Klientinnen und Klienten konfrontiert sind.
„Vor einigen Tagen erst haben wir ein Feedback bekommen, wie sehr unsere Arbeit und unser Team geschätzt wird. Das macht mich und meine Mitarbeitenden sehr glücklich.“
Die schwierigsten Momente in ihrer Arbeit sind für Sabine Paschen-Schnarkowski der Verlust von Klientinnen und Klienten durch Tod. „Abschied und Verlust, das ist nicht schön. Dafür ist aber der Dank der von uns Betreuten umso mehr Glücksmoment. Vor einigen Tagen erst haben wir ein Feedback bekommen, wie sehr unsere Arbeit und unser Team geschätzt wird. Das macht mich und meine Mitarbeitenden sehr glücklich“, fasst Sabine Paschen-Schnarkowski ihre Motivation zu tatundrat zusammen.
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