
Team Mrs. Fitis mit Wirtschaftministerin Mona Neubaur
Interview mit Kathrin Heinrichs von Mrs. Fitis GmbH
Mit dem digitalen Schrift-Dolmetscher Mrs. Fitis sollen Veranstaltungen in Form von Live-Untertiteln barrierefrei gestaltet und somit die Teilhabe für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen sowie mit unterschiedlichen Sprachhintergründen gefördert werden.
Idee und Motivation
Könnt ihr uns kurz euer Start-up und eure Geschäftsidee vorstellen?
Kathrin Heinrichs: Mit Mrs. Fitis möchten wir Veranstaltungen barrierefrei gestalten, indem wir Live-Untertitel (Speech-to-Text) anbieten und somit mehr Menschen den Zugang zu Veranstaltungsformaten ermöglichen. Unser Ziel ist es, dass künftig alle Besucher und Besucherinnen – besonders schwerhörige Menschen – uneingeschränkt an jeder Veranstaltung teilnehmen können, ohne wichtige Inhalte zu verpassen. Zusätzlich haben wir unser Angebot um eine Live-Übersetzung in mehreren Sprachen erweitert, damit auch Besucher und Besucherinnen mit unterschiedlichen Sprachhintergründen problemlos teilnehmen können.
Was ist das konkrete Produkt/Dienstleistung? Wie bindet ihr Künstliche Intelligenz und Augmented Reality in euer Vorhaben ein?
Kathrin Heinrichs: Bei Mrs. Fitis handelt es sich um eine Software in Form eines digitalen Schriftdolmetschers, der sich mit verschiedenen Endgeräten koppeln lässt. Der Live-gesprochene Text auf Veranstaltungen wird dabei flexibel auf verschiedenen Endgeräten angezeigt, sei es auf großen Bildschirmen vor Ort, auf Smartphones, Tablets oder sogar auf AR-Brillen. Die AR-Brillen sind mit unserer App kompatibel und lassen sich einfach koppeln und anwenden. Die künstlichen Intelligenzen (KIs) übernehmen dabei Transkription und Übersetzung. So können wir Inhalte in über 30 Sprachen live übersetzen. Dadurch können die Besucherinnen und Besucher jederzeit und ganz individuell mitlesen, was der Speaker/die Speakerin gerade sagt. Diese Technologie ermöglicht eine inklusive und zeitgemäße Veranstaltungserfahrung, die Barrieren abbaut und die Kommunikation für alle verbessert.
Was hat euch inspiriert, ein Unternehmen zu gründen?
Kathrin Heinrichs: Ich selbst bin ohne Hörgeräte taub. Auf Veranstaltungen habe ich enorme Schwierigkeiten, den Speaker/die Speakerin zu verstehen. Aber ich bin nicht die Einzige mit diesem Problem – rund 16 Millionen schwerhörige Menschen in Deutschland erleben genau dasselbe. Wir wollen an der Gesellschaft teilhaben, doch unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Hörgeräte, Induktionsschleifen und andere Hilfsmittel sind zwar eine Unterstützung, aber trotzdem bekommen wir oft nicht alles mit. Helen Keller sagte einmal: „Blindheit trennt von den Dingen, Taubheit von Menschen.“ Ich finde, dieses Zitat beschreibt unsere Situation sehr treffend – besonders dann, wenn Veranstaltungen nicht barrierefrei sind.
Genau dieses Problem möchte ich lösen – mit unserer Software. Damit jeder Mensch an einer Veranstaltung teilhaben kann. Ich habe selbst erlebt, wie sich das anfühlt: Durch Mrs.Fitis konnte ich zum ersten Mal alles verstehen, was der Speaker/die Speakerin sagte – einfach, weil ich mitlesen konnte. Meine Gründungskollegen Justin und Stefan, die Entwickler von Mrs.Fitis, teilen meine Vision. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass wirklich jeder Mensch uneingeschränkt an Veranstaltungen teilnehmen kann.Was hat euch inspiriert, ein Unternehmen zu gründen?
Gründung und Aufbau
Was waren die ersten Schritte im Gründungsprozess?
Kathrin Heinrichs: Beim Gründungsprozess haben wir vor allem eine intensive Marktanalyse und Wettbewerbsrecherche durchgeführt und unseren Businessplan immer wieder optimiert. Anschließend haben wir geprüft, welche Rechtsform für unser Start-up infrage kommt. Nachdem wir beim Notar waren, folgte in den darauffolgenden Wochen der bürokratische Aufwand. Zum Glück hatten wir unseren Steuerberater, der in dieser Hinsicht das Meiste für uns erledigen konnte. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich frühzeitig um potenzielle Kunden bemüht oder erste Gespräche führt – denn sobald das Unternehmen gegründet ist, muss auch bald das Geschäftskonto gefüllt werden.
Gab es schwierige Momente, und wie habt ihr diese gemeistert?
Kathrin Heinrichs: Zu Beginn meiner Reise habe ich den ersten Entwickler kennengelernt, der mir versicherte, dass er das Ganze umsetzen könne. Nachdem er das Projekt jedoch immer wieder aufgeschoben hatte, gab er schließlich zu, dass sich die Umsetzung für ihn schwierig gestaltet. Ich stand also wieder am Anfang. Aufgeben war keine Option – die Veranstaltungen waren schließlich immer noch nicht barrierefrei. Bei der Suche nach einem passenden Informatiker bin ich dann deutlich kritischer vorgegangen. Ansonsten blieb mir nur, Geduld zu haben, bis die beiden neuen Software-Entwickler alles umsetzen konnten. Geduld ist allerdings nicht gerade meine Stärke.
Wie habt ihr von möglichen Fördermaßnahmen erfahren und was habt ihr davon mitgenommen?
Kathrin Heinrichs: Als wir mit der Entwicklung des Prototyps begannen, war es uns wichtig, eine finanzielle Unterstützung zu erhalten. Hierbei sind wir auf das Gründungsstipendium.NRW gestoßen. Den Vorteil sahen wir darin, dass wir durch diese finanzielle Unterstützung mehr Zeit in unsere Entwicklung investieren konnten. Zum anderen ging es auch um die Glaubwürdigkeit der Idee. Ohne die Überzeugung der Jury hätte die Idee kritisch geprüft werden müssen – vor allem hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Nutzens.
Auf das Gründungsstipendium.NRW und weitere Fördermöglichkeiten bin ich durch ganz normale Internetrecherche aufmerksam geworden. Besonders angesprochen hat uns das Gründungsstipendium.NRW, weil unsere Idee zu diesem Zeitpunkt als besonders innovativ galt.
Wie wurde die Finanzierung über die Fördermöglichkeiten hinaus organisiert?
Kathrin Heinrichs: Mein Gründungskollege und ich haben eine finanzielle Zusage zum Gründungsstipendium.NRW erhalten und bekamen jeweils eine Unterstützung von 1.000 € pro Monat. Diese Fördermöglichkeit ermöglichte es uns, unsere Nebenkosten zu finanzieren.
Erfolge und Zukunft
Welche Ziele habt ihr für die nächsten Jahre? Was ist die Vision für das Unternehmen?
Kathrin Heinrichs: Unser größtes Ziel ist natürlich, dass alle Veranstaltungen barrierefrei werden. Digitale Schriftdolmetscher sollten dabei ganz selbstverständlich zum Standard gehören. Unsere Vision ist es außerdem, auch international bekannt zu werden. Zudem würden wir gerne Menschen mit Behinderung in unserem Unternehmen beschäftigen.
Was denkst du, macht euer Erfolgsrezept aus?
Kathrin Heinrichs: Wir sind aktuell weiterhin sehr innovativ und erweitern ständig unser Portfolio. Unsere Kunden haben meist individuelle Wünsche, und da wir nur ein kleines Team sind, können wir ihnen eine hohe Flexibilität garantieren.
Unser digitaler Dolmetscher lässt sich einfach mit verschiedenen Endgeräten koppeln. Für Hörgeschädigte, die auf eine FM-Anlage angewiesen sind, ist ebenfalls eine Kopplung möglich. Zudem können Zuschauer die App mit einer AR-Brille koppeln und den Text direkt auf der Brille lesen. Darüber hinaus bieten wir inzwischen eine Live-Übersetzung in mehr als 30 Sprachen an.
Tipps für Gründende
Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründungsteam gelernt habt?
Kathrin Heinrichs: Die wichtigste Lektion war, dass nicht alles nach Plan verläuft. Der Weg war oft holprig und erforderte viel Geduld und Durchhaltevermögen.
Welche Tipps habt ihr für andere, die ein Start-up gründen möchten?
Kathrin Heinrichs: Ein wichtiger Punkt ist Durchhaltevermögen, Optimismus und eine hohe Eigendisziplin. Vor allem sollte man kommunikativ sein, denn gerade als Gründer und Gründerin braucht man ein starkes Netzwerk.
Ganz wichtig ist auch, dass man für die Idee „brennt“. Wenn ich nicht für dieses Start-up brennen würde, wären mein Team und ich nicht dort, wo wir heute stehen.
Immerhin haben wir das größte Startup-Summit im Ruhrgebiet, den RuhrSummit, barrierefrei ausgestattet. Auch unsere aktuelle Wirtschaftsministerin, Mona Neubaur, besuchte unseren Stand und zeigte sich begeistert von unserer Arbeit.
Auf der Hauptbühne konnte ich dank unseres Live-Untertitels alles verstehen, was Frau Ministerin Mona Neubaur und die anderen Speaker und Speakerinnen gesagt haben. Ich glaube, das war für uns persönlich das größte Highlight in diesem Jahr.
Was würdet ihr jemandem raten, der gerne gründen würde, sich aber bislang noch nicht getraut hat?
Kathrin Heinrichs: Kurz gesagt: Einfach machen! Nicht lange darüber nachdenken, ob die Idee Sinn macht, sondern die Idee mit Freunden und Familie austauschen und sich vom Gründungsberater oder Gründungsberaterin beraten lassen, ob die Idee umsetzbar ist.
Meiner Meinung nach kann es passieren, dass je länger man darüber nachdenkt, nur die negativen Aspekte im Vordergrund stehen und man sich fragt, warum die Idee doch keinen Sinn macht.
Ein weiterer Punkt, den ich ans Herz legen möchte, ist, dass man für seine Idee brennen muss. Nur wenn man wirklich dafür brennt, hat man auch das nötige Durchhaltevermögen.
Social Media-Einstellungen
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an die nachfolgenden Dienste übertragen und dort gespeichert:
Facebook, X, YouTube, Google, Pinterest, Instagram, Flickr, Vimeo
Bitte beachten Sie unsere Informationen und Hinweise zum Datenschutz und zur Netiquette bevor Sie die einzelnen Sozialen Medien aktivieren.Datenfeeds von sozialen Netzwerken dauerhaft aktivieren und Datenübertragung zustimmen: