Dr. Frank Platte und Dr.-Ing. Tobias Herken im Gespräch
„Wir gehören zu den innovativsten Unternehmen Deutschlands.“

Damit hilft das Start-up u.a. Industrieunternehmen der Kunststoff- und Automobilbranche, seine Produkte zu optimieren.

IANUS bietet Software-Lösungen zur Strömungssimulation

Frank Platte

Die IANUS Simulation GmbH freut sich, eines der von Scale-up.NRW geförderten Start-ups zu sein und an deren 18-monatigem Mentoring-Programm teilnehmen zu dürfen. „Unter insgesamt 110 Bewerbungen konnten wir die Jury als eins von 13 Unternehmen in NRW von uns überzeugen.“, sagt IANUS-Gründer Frank Platte stolz.

IANUS ist über Umwege und nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase zu dem geworden, was es heute ist. „Wir sagen heute von uns, Partner für Strömungssimulation in der Kunststoff-, Pharma- und Lebensmittelbranche zu sein. Man findet uns in Dortmund, an unserem Gründungsstandort und in Bielefeld, wo unser Marketing und Vertrieb hauptsächlich ansässig sind.“ So stellt Frank Platte das Unternehmen und aktuelle Portfolio vor.

Was man sich konkret darunter vorstellen muss, beantwortet der Gründer mit einem Beispiel. „Strömungen spürt man z. B. wenn man das Fenster aufmacht und im Windzug steht. Wie die Strömung verläuft, hat mit Druckverteilung und manchmal auch Wärme zu tun. Mithilfe von 3D-Simulation berechnen wir die Strömung, stellen sie visuell dar und weisen Optimierungspotenziale nach. Wir bieten dafür Produkte für die Industrie an, speziell im Kunststoffbereich, die eine einfache Bedienbarkeit haben und cloudbasiert funktionieren. Das heißt: Wir möchten nicht nur Technik-Expertinnen und -Experten ansprechen, sondern speziell auch KMU, also auch Menschen, die nicht Physik, Mathematik, Ingenieurwissenschaften oder Ähnliches studiert haben.“

Der Weg zu Digitalisierung und Skalierung

Direkt nach der Gründung war IANUS eher ein Ingenieurbüro. „Wir hatten seinerzeit Anfragen aus der Industrie und versucht, die Probleme der Kunden individuell in eine mathematische Sprache zu überführen, also kundenspezifische Berechnungen anzustellen. Man kann sagen, wir haben reines Projektgeschäft betrieben. Dabei sind wir eine enge Partnerschaft zu einem Unternehmen eingegangen, die uns strategisch nicht weitergebracht hat. Wir waren irgendwann abhängig von diesem Partner und haben gemerkt, das kann es nicht sein. Wir mussten umdenken. Denn in jeder Krise steckt ja bekanntlich auch etwas Gutes.“ Gründer Frank Platte, promovierter Chemieingenieur, ist überzeugt davon, dass es ihm aufgrund seines interdisziplinären Studiengangs gelungen ist, die Produktpalette relativ schnell neu auszurichten.

2014 hat das Unternehmen seine Eigentümerstruktur verändert, eine Transformation weg vom Projektgeschäft hin zur Digitalisierung und Skalierung von Lösungen und damit von Produkten angestoßen – und sich Kunststofftechnik-Expertise in Person von Dr. Tobias Herken reingeholt.

„Wir wollen mit Scale-up.NRW unseren Umsatz vervielfachen bzw. einen Börsengang schaffen.“
Frank Platte

In puncto Finanzierung ist IANUS in Vorleistung gegangen und hat Eigenkapital eingesetzt. „Bootstrapping nennt man das, was wir gemacht haben“, beschreibt Frank Platte die Anfangsphase der Finanzierung für sein Unternehmen. „Und wir sind auch weiterhin ein vollständig inhabergeführtes Unternehmen.“

2022 setzt IANUS alles daran, die Produkte und damit auch sein Geschäftsmodell zu internationalisieren. Italien und Polen sind europäische Länder im Fokus, da beide Staaten große Potenziale im Bereich Kunststoffverarbeitung haben; der US-Eintritt ist in Vorbereitung. Ab Juli 2022 ist ein Vertriebsbüro in den USA besetzt: „Das Potenzial ist riesig.“ Scale-up.NRW hilft mit Coachings und Mentorships bei der Internationalisierung des Businessplans. Eine wichtige Frage für IANUS ist es, ab wann sich ein Markteintritt lohne. „Wie viele Kunden brauchen wir, damit sich ein eigenes Vertriebsbüro lohnt?“, fragt sich Frank Platte – und erhofft sich eine Antwort durch die Coachings. Dazu gehört auch die Frage „Was tun wir mit für uns schwierigen Märken, z. B. in Asien, die aufgrund von Sprache, Kultur und Zeitverschiebung herausfordernd sind. Macht es Sinn, dorthin zu expandieren oder nicht?“

Ziel: schnelles Wachstum

Die Wachstumspläne von IANUS bedeuten jedenfalls Klotzen, nicht Kleckern: Von aktuell rund 50 Mitarbeitenden möchte man in absehbarer Zeit auf 300 wachsen. Ziel ist es, wiederkehrendes Geschäft mit Bestandskunden zu machen und darauf auch die Produkte auszurichten. „Es ist gar nicht unser Ziel, große Einmalumsätze zu machen, sondern lieber wiederkehrende. Deshalb sind gerade KMU bei uns als Zielgruppe im Fokus, die wir vor einigen Jahren noch gar nicht bedienen konnten.“

Wie wichtig der Businessplan-Wettbewerb für den Aufbau eines Netzwerks ist, beschreibt Frank Platte abschließend: „Ohne Scale-up.NRW hätten wir Menschen wie Mike Richardson, einen Experten auf dem Gebiet des ‚agile manufacturing‘ und international bestens vernetzt, nicht kennengelernt. Es ist das Mindset der Leute, die wir treffen, mit denen wir Kontakt haben, das uns beflügelt. Und natürlich wollen wir zu den drei bis vier Unternehmen gehören, die mit Scale-up.NRW ihren Umsatz vervielfachen bzw. einen Börsengang schaffen“, fasst Frank Platte seine Zukunftspläne und Ambitionen zusammen.